Der Apollon vom Westgiebel des Zeustempels in Olympia
Abguss der Marmorskulptur im Museum von Olympia, 470-460 v. Chr., Abguss 1880/2000, Gips, 310 cm
Bis vor kurzem stand die gewaltige Figur des Apollon vom Westgiebel des Zeustempels in Olympia im östlichen Verteilerflur des Hauptgebäudes, unlängst zur Exzellenzinitiative aufgehübscht und des farbigen Hintergrunds beraubt. Nun steht er, wiedervereint mit den anderen Figurengruppen dieses Giebels, im Lichthof des Gropius-Baus – aus Anlass der neuen Ausstellung ‚Mythos Olympia’ (31.8.12 – 7.1.13). Als ‚spiritus rector’ beherrscht er das dargestellte mythische Geschehen: Ohne direkt einzugreifen stellt er mit klarer Geste die Ordnung des Zusammenwirkens von Natur und Mensch wieder her, die von den Kentauren, den Fabelwesen halb Mensch, halb Pferd, durcheinander gebracht worden war. Der Mythos spielt in Arkadien: Die Lapithen feiern die Hochzeit des Peirithoos mit Deidameia, die Kentauren als Bewohner des Waldes sind eingeladen. Alles verläuft gesittet, bis der reichlich ausgeschenkte Wein bei den Kentauren den humanen Anteil vernebelt. Sie werden triebhaft und rauben Knaben und Mädchen, darunter auch die Braut. Entsetzt schauen die Alten, links und rechts in den Giebelzwickeln gelagert, dem Schauspiel zu. Der ebenfalls geladene Held Theseus leitet dem Verteidigungskampf der Lapithen auf der rechten Giebelhälfte souverän, während Peirithoos auf der linken Seite eher verzweifelt versucht, seine Braut zurückzuholen. Insgesamt ist es dem unbekannten Künstler gelungen, die beiden Giebelseiten so zu gestalten, dass die Geste des Apollon einen Sinn bekommt: So sind auf der rechten Giebelseite eher die Lapithen im Vorteil, während auf der linken Seite diese arg in Bedrängnis geraten und die ordnenden Armbewegung des Gottes gut gebrauchen können. Mit der vor kurzem getroffenen Entscheidung, die Mensa im Westflügel des Hauptgebäudes zu belassen und zu erweitern1, wurden der Rückbau und damit die Wiedergewinnung einer neuen Aufstellung der Olympia-Abgüsse am Ort des alten Olympiasaals leider zunichte gemacht. Ob dennoch die Abgüsse der berühmten Olympia-Skulpturen im Hauptgebäude in ihrer aktuell wiedergewonnenen Zusammenführung aufgestellt werden können, ist nicht entschieden. Den Berlinern und unserer Universität wäre es zu wünschen. Literatur: 1 Eine solche Einrichtung braucht heutzutage gigantische Lüftungs- und Kühlaggregate, die nun den Luftraum der ehemaligen Sammlungsräume einnehmen. |